BildhauerInnenGebäude im Wiener Prater

Kunst

1873 als Ausstellungsgebäude der Wiener Weltausstellung im historistischen Ringstraßenstil errichtet, waren sie damals wie heute der Kunst gewidmet. Schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurden die beiden verbliebenen Pavillons des ehemaligen Ausstellungsgeländes von Künstler:innen als Wirkungsstätte benutzt.

Anfangs entstanden dort neben freien Arbeiten die Applikationen für die Wiener Ringstraße. Die großzügige Kubatur der Räume ermöglicht bis heute auf einzigartige Weise die Arbeit von Bildhauer:innen.

Namhafte Künstlerpersönlichkeiten wie Tina Blau, Teresa Feodorowna Ries, Rudolf Hoflehner, Alfred Hrdlicka, Oswald Oberhuber, Josef Pillhofer, Bruno Gironcoli, Joannis und Annemarie Avramidis, Werner Würtinger, Ulrike Truger, Gerhard Moswitzer, Roland Göschl, Hans Kuplwieser und viele andere mehr haben die weitläufigen Ateliers über die Jahrzehnte zu einem international wesentlichen Ort der bildhauerischen Produktion werden lassen. Mitten im größten Park der Stadt Wien, dem Wiener Prater, wird dort auch heute diese ruhmreiche Tradition fortgeführt. Im Laufe der Jahre haben die Bildhauer:innen sich immer wieder für die Erhaltung des Areals eingesetzt.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Neubelebung durch Karl Prantl und seine Frau Uta Peyrer führend in die Wege geleitet. Auf Initiative der Künstlerin Ulrike Truger und Dank eines Erlasses der Bundesministerin a.D. Claudia Schmied zog ab 2011 eine neue Generation in die davor auf Lebenszeit vermieteten Ateliers ein. Vielen Künstler:innen war und ist die Verbindung zu diesem Ort wesentlich. Sie bewahren ihn im Sinne seiner Widmung: als Bildhauergebäude des Bundes, wo auch ein erweiterter Skulpturenbegriff Platz findet.

Die heute hier arbeitende Gemeinschaft von Künstler:innen schenkt erstmals auch den aktuellen Anforderungen von Klima- und Naturschutz ihr Augenmerk. So setzt sich diese Generation ebenfalls aktiv dafür ein, das Gelände zu schützen.

2023 feiern die Praterateliers ihr 150-jähriges Jubiläum.

Mieter:innen der Praterateliers:  Werner Würtinger, Lotte Lyon, Walter Kölbl, Evelyn Loschy, Peter Kozek, Thomas Hörl, Judith Fegerl, Claudia Märzendorfer, Roland Kollnitz, Constantin Luser, Nikolaus Gansterer, Hans Kuplwieser, Ashley Hans Scheirl, Jakob Lena Knebl, Christian Kosmas Mayer, Hannes Mlenek, Atelier Avramidis, Nachlass Oberhuber und Nachlass Hrdlicka

Natur

Inmitten des Geländes befinden sich vier riesige Platanen mit weit auskragenden Ästen. Diese wurden zur Zeit der Wiener Weltausstellung Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt. 

Auf dem Gelände leben unzählige Tiere - Hasen, Wildkaninchen, Marder, eine Dachs- und eine Fuchsfamilie, ein junger Rehbock und viele Vogel- und Insektenarten. Sie haben hier ihren Lebensraum und finden Schutz vor den umliegenden Baustellen des Viertel Zwei und den Freizeitattraktionen des Praters.

Quasi noch mitten im Stadtgebiet, zwischen Neubauten, dem Stadion und dem grünen Prater mit seinen vielfältigen Nutzungen, findet sich hier  ein Biotop auf kleinem Raum, ermöglicht durch die Abgeschiedenheit und Ruhe, die das Areal seit Jahrzehnten ausmacht.

Aus der Pflanzenwelt beherbergt die Anlage seltene und geschützte Heilpflanzen wie etwa die Königskerze aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophuliariaceae), wilden Thymian, Spitzwegerich, ... 

Züchtungen von Sukkulenten/ Agavengewächsen (Agave atrovirens und Agaven americana)gehen auf den Bildhauer Fritz Wotruba (Wotrubaschule) zurück. Sie werden von dessen Schüler:innen und auch Schüler:innen der Schüler:innen weiterbetrieben und befinden sich vor und in etlichen Ateliers.

Die Künstler:innen des Areals bekennen sich gemeinschaftlich zum Schutz dieses gewachsenen Bestandes. Dank der Initiative von Christian Kosmas Mayer, einem der hier arbeitenden Künstler, wurde die Platanengruppe 2021 durch die Stadt Wien zu Naturdenkmälern erklärt und steht damit unter besonderem Schutz.